Samstag, 17. Dezember 2016

... führt der Heiratsantrag: Katja & Andre

Andre hatte einen Plan: Wie beim ersten Date wollte er seine Katja zum Essen ausführen. Dort sollte noch alles ganz unauffällig erscheinen, im Anschluss aber wollte er sie für die Romantik dann entführen: hoch zur Himmelsterrasse am Waldrand mit herrlichem Blick über den ganzen Ort. Der perfekte Platz für einen Heiratsantrag in heimischen Gefilden.

Nun hatte er auf den Ring aber schon sehr lange warten müssen. Er war bestimmt sechs oder sieben Mal beim Juwelier gewesen. Als Andre ihn an DEM Tag mittags endlich abholen durfte... konnte er einfach bis zum späten Abend nicht mehr warten. Der Ring blinkte ihm auffordernd entgegen, und ihm war klar: der muss sofort an die Frau gebracht werden, sonst würde er den Abend vor Aufregung nicht überstehen! Wie sollte man auch eine so große Schachtel versteckt mitnehmen? Den Ring einfach in die Hosentasche stecken, das kann man ja auch nicht machen… (eine der besagten Hürden, mit denen ein Mann zu kämpfen hat).
Also machte Andre seine romantischen Absichten selbst zunichte, und Plan B wurde stattdessen eingeleitet: nach Feierabend auf dem Balkon bei der üblichen gemeinsamen Tasse Kaffee musste die Aktion „eben durchgezogen werden“ (O-Ton Bräutigam).
So eine Himmelsterrasse, die ist ja auch überbewertet… was kann man da schon sehen… (ironisch gemeinte Anmerkung der Verfasserin).

Nun kam Katja am späten Nachmittag total gestresst von einem Seminar, hatte nicht den Ansatz einer Ahnung, war nörgelig, hatte im Stau gestanden… wusste nur, abends würde man zusammen in ein Restaurant gehen. Sie legte sich also erst einmal hin, um sich von den Strapazen zu erholen.
Ganz schlecht war das, denn Andre wusste: wenn sie einschliefe und er sie wieder aufwecken müsste, dann würde sie mit der Kneifzange nicht mehr anzufassen sein.
Nicht, dass er aber in Anbetracht der Lage zurückgekehrt wäre zu Plan A, nein! Und hier gebe ich gern das Empfinden der Braut wider: „Er zog es vor, sie auf den Balkon raus zu nörgeln, völlig penetrant, ganz entgegen seiner Art und total nervig“.

Sie zog sich also widerwillig eine bequeme Jogginghose über und begab sich an den gewünschten Ort.
Jetzt frage ich mal in die Runde: Welche Frau will schon zu der wichtigsten Frage aller Fragen in eine Jogginghose gekleidet sein? Nun kennt Ihr Katja nicht, aber Ihr könnt mir glauben: SIE ist in jedem Fall die LETZTE Person, die dieses Kleidungsstück als dem Anlass angemessen betrachtet hätte.
Das war ihrem Liebsten durchaus bewusst (sein allererster Kommentar beim allerersten Date: „Oh, overdressed wie immer.“). Trotzdem war auch das für ihn kein Grund, Plan A wieder aufzunehmen. Es gab für ihn kein Zurück mehr, er musste endlich dieses Ding loswerden!


Wobei es dabei sicher nicht um ihre Antwort ging, denn darüber konnte er sich recht sicher sein. Oder wie sonst hätte er Katjas Verhalten beim Brautstraußwurf ihrer Schwester deuten sollen, das begleitet worden war von der Ansage: „Keiner bewegt sich!“ (Die Schwester hatte sich nach diesem Ausruf vor dem Wurf sicherheitshalber dreimal umgedreht, um richtig zu zielen.)
Aber die muss ja auch irgendwie rausgebracht werden, die Heiratsfrage. Andre hatte sich dafür einiges zurechtgelegt…, bekam aber letztendlich nur einen Satz heraus, und dann kam schon: „Willst Du mich heiraten?“
Katjas Reaktion ist verständlich: Sie war völlig perplex, das allerdings hatte Andre sich natürlich selbst zuzuschreiben. Natürlich sagte sie nach einem kurzen innerlichen Wachrütteln JA und als nächstes sehr bestürzt: „Und wir sitzen hier in Jogginghose!“ (sag ich doch…!).




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